Menschen mit Behinderung oder kognitiver Einschränkung können externe Reize häufig nicht differenziert betrachten und verarbeiten. Das so genannte Snoezelen, bei dem Sinnesempfindungen ausgelöst werden, kann ihnen helfen, ihre sensitive Wahrnehmung zu verbessern und sich zu entspannen. Ein Wohnhaus und ein Tagesförderzentrum der Gemeindediakonie Mannheim haben neue Snoezelen-Räume eingerichtet, um die Betreuungssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen zu verbessern. Die Dietmar Hopp Stiftung hat die Gemeindediakonie bei ihrem Projekt mit 25.000 Euro unterstützt.
„Die Räume helfen uns bei unserer täglichen Arbeit immer, aber in Zeiten der Corona bedingten Einschränkungen noch viel mehr“, freut sich Tanja Grimm, Leiterin des Tagesförderzentrums Neckarau, in dem ein bereits seit 1997 bestehender Snoezelen-Raum mit Hilfe der Dietmar Hopp Stiftung renoviert werden konnte. 24 Menschen mit schwerer oder mehrfacher Behinderung, die aufgrund der Schwere ihrer Beeinträchtigung nicht oder noch nicht in der Lage sind, an der Produktion einer Werkstatt teilzunehmen, wird hier die Förderung und Betreuung in kleinen Gruppen angeboten. Hier erhalten sie individuelle Fördermaßnahmen zum Beispiel in den Bereichen Kunst, Bewegung, Ergotherapie und Logopädie. Die vier Gruppenräume, die für Aktivitäten von der Therapie bis zum Essen und Spielen vorgesehen sind, bieten kaum Rückzugsmöglichkeiten. „Das ist für viele eine sehr belastende Situation, in der der Snoezelen-Raum nun Abhilfe schaffen kann“, erklärt Tanja Grimm. In dem Zimmer, das mit einer bequemen Sitz- und Liegelandschaft ausgestattet ist, betrachten die Menschen, umgeben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte. Das Zusammenspiel von Klängen und visuellen Effekten lädt zum Träumen und Entspannen ein und gibt Geborgenheit.
Der Rückzugsort, der auch therapeutisch genutzt werden kann, hat sich während der Pandemie mit ihren Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen als noch notwendiger erwiesen, weiß auch Antje Wohlatz, die das Wohnhaus Gartenstadt leitet. Es ist das Zuhause von 27 geistig, körperlich und mehrfach behinderten Menschen, die tagsüber in den Diakoniewerkstätten Rhein-Neckar arbeiten. Bislang fehlte dem Haus ein Raum, der sowohl psychische Entlastung als auch therapeutische Förderung ermöglicht. Denn hinter dem multifunktionalen Konzept von Snoezelen-Räumen verbirgt sich mehr als Entspannung: Antje Wohlatz etwa hat eine spezielle Ausbildung absolviert, um Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden die neuen Räume näher zu bringen und die professionelle Betreuung und die therapeutische Wirkung zu gewährleisten. Die Snoezelenfachkraft stimmt unter anderem Lichteffekte, Klänge, Musik und Dauer des Angebots individuell auf die zu betreuende Person ab.
Durch den Aufenthalt oder die Therapie in einem Snoezelen-Raum verbessern sich Lebensqualität und Kommunikationsmöglichkeiten, und die Autonomie des Einzelnen wird gefördert. Auch ein Grund, warum die Dietmar Hopp Stiftung das Projekt unterstützt hat: „Kommunikation und Autonomie von Menschen mit Beeinträchtigungen sind wichtige Grundlagen für ein Leben mitten in der Gesellschaft“, betont Carina Friedrich, Referentin der Dietmar Hopp Stiftung: „Wir unterstützen im Sozialbereich Projekte, die der Inklusion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dienen. Dafür setzt sich die Gemeindediakonie Mannheim ein, und die neuen Snoezelen-Räume sind ein wichtiger Baustein dabei.“