Auszeichnung für Krebsforscher Andreas Trumpp

Der Europäische Forschungsrat ERC fördert mit seinen „Advanced Grants“ visionäre Projekte der grundlagenorientierten Forschung. In diesem Jahr zeichnete der Rat den Krebsforscher Andreas Trumpp, Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Direktor der HI-STEM gGmbH, mit der renommierten Forschungsförderung aus. Das Heidelberger Institut für Stammzellforschung und experimentelle Medizin (HI-STEM) gGmbH wurde 2008 als Public-Private-Partnership vom DKFZ und der Dietmar Hopp Stiftung gegründet.

Einige Krebsarten, die besonders aggressiv wachsen und besonders schnell und häufig Therapieresistenzen entwickeln, sind durch extreme Schäden im Erbgut gekennzeichnet. Dazu zählt auch die aggressivste Form der akuten myeloischen Leukämie, die als „AML mit komplexem Karyotyp“ (CK-AML) bezeichnet wird.

Die Chromosomenschäden sind komplex: Ganze Abschnitte des Erbmaterials fehlen, andere sind vervielfältigt, verkehrt herum angeordnet oder werden völlig neu zusammengesetzt. Sie können ein einzelnes Chromosom betreffen oder den gesamten Chromosomensatz. Forscher können kaum nachvollziehen, wie Zellen mit solchermaßen zusammengepuzzelten Erbgutsätzen überhaupt lebensfähig sein können. Es ist kaum bekannt, welche Mechanismen diese Krebszellen nutzen, um sich nahezu unbegrenzt zu teilen und gleichzeitig Resistenz gegenüber den derzeit verfügbaren Therapien zu entwickeln.

Am Beispiel der CK-AML will Andreas Trumpp diesem Geheimnis auf den Grund gehen und die molekulare Evolution der Tumorzellen auf Einzelzellniveau im zeitlichen Verlauf der Erkrankung untersuchen: zum Zeitpunkt der Diagnose, direkt nach der Therapie und beim Rückfall.

Mit dem „SHATTER-AML“ genannten Projekt möchte Trumpp besser verstehen, welche evolutionären Prozesse bei Krebserkrankungen, die durch strukturelle Erbgutdefekte gekennzeichnet sind, unter dem Druck einer Therapie ablaufen und so zu Resistenzen führen. Die am Beispiel der CK-AML gewonnenen Ergebnisse sollen auch das Verständnis anderer aggressiver Krebsarten erweitern, denen ebenfalls ausgedehnte chromosomale Veränderungen zugrunde liegen. Das Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Trumpps Labor ist es, für diese Krebsarten, die heute oft nur unzureichend behandelt werden können, wirksamere immunologische und präzisionsonkologische Therapieansätze zu entwickeln.