Dietmar Hopp: mehr als der Förderer eines Fußballclubs

Einer breiten Öffentlichkeit ist Dietmar Hopp als Mäzen der Fußballbundesliga-Mannschaft TSG 1899 Hoffenheim bekannt. Doch was steckt hinter dem Engagement des 79-Jährigen und was leistet die Dietmar Hopp Stiftung?

Fast jeder der Fußballfans, die in den letzten Tagen durch Angriffe auf Dietmar Hopp auffielen, hätte jemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis, der schon einmal von der Dietmar Hopp Stiftung profitiert habe, stellte Bayern-Trainer Hansi Flick am vergangenen Wochenende fest. Und vermutlich trifft das tatsächlich auf einen Großteil der Personen zu: sei es auf Spielplätzen, in Einrichtungen für Senioren oder Menschen mit Behinderung oder im Jugendsport, sei es durch Untersuchungsmethoden und Therapien bei Erkrankungen.

Immerhin hat die Stiftung mit Sitz in St. Leon-Rot in den fast 25 Jahren ihres Bestehens rund 800 Millionen Euro für Projekte in der Medizin, der Bildung, im Sozialwesen, dem Jugendsport und dem Klimaschutz ausgeschüttet. Viele davon sind in der Metropolregion Rhein-Neckar angesiedelt, vor allem aber im medizinischen Bereich dürften Menschen weit über die Region hinaus etwa von der Stammzellforschung zur Entwicklung neuer Krebstherapien oder dem Neugeborenenscreening profitieren, bei dem genetische Defekte erkannt werden. Dadurch wird eine unmittelbare Behandlung der betroffenen Babys ermöglicht, wodurch ihnen und ihren Familien unendliches Leid erspart werden kann. Beides Bereiche, die die Dietmar Hopp Stiftung maßgeblich unterstützt hat.

Mit seinem Rückzug aus der SAP, die er 1972 mitgegründet hatte, übertrug Dietmar Hopp einen Großteil seiner SAP-Aktien in seine Stiftung. Sie ist damit eine der größten Privatstiftungen Europas. Aber nicht solche Superlative leiteten den bald 80jährigen, sondern sein eigenes Motto: „Eigentum verpflichtet. Reichtum verpflichtet noch viel mehr.“

Sein erstes Stiftungsprojekt kam der Uniklinik Heidelberg zugute, Dietmar Hopp förderte ein hochmodernes Bestrahlungsgerät, durch das Gehirntumore bei Kindern wesentlich genauer und ohne Kollateralschäden behandelt werden konnten. Seitdem unterstützte die Stiftung zahlreiche Forschungsprojekte, Anschaffungen und Bauten der Heidelberger Universitätsmedizin, zuletzt wurde eine Spende über 100 Millionen für die Errichtung eines Herzzentrums zugesagt.

Es folgten Förderungen für Altenhilfeeinrichtungen und Hospize, für Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung oder Projekte und Begegnungsstätten, die das Miteinander der Generationen fördern. Die Liste der geförderten Projekte in den vergangenen fast 25 Jahren ist lang, umfasst die millionenschwere Unterstützung von Baumaßnahmen ebenso wie die Förderung kleiner Vereine, sozialer oder Bildungseinrichtungen und -projekte.

Aber zurück zum Sport: Mit sieben bekam er seinen ersten Ball, mit 14 Jahren machte Dietmar Hopp das erste Spiel für seinen Dorfverein, die TSG Hoffenheim. Die Liebe zum Spiel und die Verbundenheit zum Heimatverein sind geblieben, so war es Dietmar Hopp eine Herzensangelegenheit, die TSG zu unterstützen, von der Nachwuchsförderung bis zum Stadionbau. Immer mit dem Ziel, der Verein müsse sich eines Tages selbst tragen. Dieser Tag ist bereits 2015 gekommen. Und nicht nur für den Profifußball in der Region hat Dietmar Hopp viel getan: Nicht zuletzt durch die Förderung des Jugendsports bei den Junglöwen und den Jungadlern haben sich Handball und Eishockey in der Metropolregion zu festen Größen und Aushängeschildern ihrer Sportarten entwickelt.

„Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich: Sport bereitet viel Freude und formt den Charakter“, sagt Dietmar Hopp. Die Bewegung, das Miteinander haben ihn geprägt. So hat er die SAP geführt, so sah er von Beginn auch sein Engagement für die TSG Hoffenheim, welche die Nachwuchsförderung stets als Kernstück, als Lebensader des Klubs verstand.

Sport für jedermann fördert die Dietmar Hopp Stiftung etwa mit den 19 generationsübergreifenden Bewegungs- und Begegnungsanlagen „alla hopp!“. Aus der Jugendsportförderung in der Region nicht wegzudenken ist darüber hinaus „Anpfiff ins Leben“, eine Herzensangelegenheit von Dietmar Hopp. Sie umfasst neun Jugendförderzentren, ein Mädchen- und Frauenförderzentrum, ein Handballnachwuchsleistungszentrum und die Jungadler Mannheim. Darüber hinaus setzt sich Anpfiff ins Leben auch in der Bewegungsförderung für Amputierte ein.

Dietmar Hopp geht außerdem mit der Zeit, setzt sich für drängende Fragen der Gesellschaft ein. Bewiesen hat er dies einmal mehr mit der Gründung der Klimastiftung für Bürger, die in Sinsheim die Klimaarena betreibt: ein Erlebnisort für alle Generationen, der das Thema Klima mit all seinen Facetten begreifbar macht.

Die eingangs erwähnten Hass-Angriffe gegen Dietmar Hopp sollen nach jüngsten Erkenntnissen ihren Ursprung darin haben, dass die TSG 1899 Hoffenheim den Kommerz im Fußball verkörpern würde. Vergleicht man allerdings die TSG mit der börsennotierten Borussia Dortmund, stellt man schnell fest, dass in Dortmund sämtliche Kennzahlen mindestens dreimal so hoch sind wie in Hoffenheim. Und ausgerechnet in Dortmund liegt der Ausgangspunkt der Hetz-Tiraden.