So genannte Skills Labs bilden in der Pflegeausbildung einen dritten Lernort neben Theorie und Praxis und ermöglichen ein angstfreies Lernen. Seit September 2024 freuen sich auch Auszubildende im AGAPLESION HAUS SILBERBERG in Wiesloch über das innovative Bildungskonzept, im Februar wurde es offiziell eingeweiht.
„Wir sind mit unserem Team auf der Suche nach Strategien gewesen, um Pflegeausbildung und -beruf attraktiv zu gestalten und die Auszubildenden an die Einrichtung zu binden,“ erklärte Ausbildungs- und Praxisanleiter Lars Friedrich, Projektleiter Skills Lab BETHANIEN DIAKONIE RHEIN-NECKAR gGmbH. Dabei sei man auf das Konzept des Skills Lab gestoßen.
Die Bezeichnung Skills Lab setzt sich zusammen aus den Begriffen „Fähigkeiten“ und „Versuchsraum“. Es handelt sich also um einen Ort, an dem die Auszubildenden ihre Kompetenzen in einem geschützten „Laborraum“ erweitern können. Und das unter denkbar realen Bedingungen: In einem Bewohnerzimmer liegt eine lebensnahe Puppe mit vorprogrammierten Krankheitsbildern im Bett. Bevor sie das Zimmer betreten, um herauszufinden, was dem „Bewohner“ fehlt, erhalten die Auszubildenden Informationen über dessen Beschwerden. Das Vorgehen der Nachwuchspflegekräfte wird aus einem Regieraum gesteuert, von hier aus „spricht“ die Puppe mit ihnen, kann etwa auch stöhnen oder husten. Das Setting aus dem Zimmer und das Handeln der Personen werden in einen separaten Raum, den Debriefingraum, übertragen, in dem andere Auszubildende das Geschehen verfolgen. Dort kommen nach Behandlungsende alle Beteiligten zusammen, um zu reflektieren was bei der Behandlung des „Bewohners“ gut und richtig war und wo man anders hätte handeln sollen. „Dabei geht es nicht darum, die Kollegen bloßzustellen“, betont Lars Friedrich: „Fehler zu machen, hilft uns, uns weiterzuentwickeln und im Skills Lab können diese Fehler gemacht werden, ohne dass die Auszubildenden Angst haben müssen, dass Menschen zu Schaden kommen.“
Darüber hinaus biete das Labor auch die Möglichkeit, Krankheitsbilder kennenzulernen, mit denen man sonst in der Ausbildung nicht in Berührung kommt, die aber im Berufsleben eine Rolle spielen können. „Und man kann praktische Fertigkeiten üben“, so Friedrich. So sei es im Alltag zum Beispiel nicht möglich, dass mehrere Auszubildende an einem Bewohner üben, Injektionen zu verabreichen, an der Puppe könne das hingegen immer wieder erprobt werden. Das Skills Lab verfüge über umfassende Übungssituationen, es könnten alle Fähigkeiten vom Ausbildungsbeginn bis zur Prüfung abgebildet werden.
Dass das neue Ausbildungsmodul gut ankommt, konnten die Gäste der offiziellen Einweihung erleben, indem sie zwei Auszubildenen zuschauen durften, wie sie im Skills Lab eine Behandlung durchführen. Sie fühlten sich und ihren Beruf aufgewertet durch die neuen Möglichkeiten und es gäbe ihnen Sicherheit, sagten sie. Damit dürfte sich eine Erwartung erfüllen, die Michael Thomas, Geschäftsführer der AGAPLESION BETHANIEN DIAKONIE RHEIN-NECKAR gGmbH, in seinem Grußwort an die Gäste äußerte: Das Skills Lab als innovative Ergänzung der Ausbildung solle den Ausbildungsbetrieb attraktiver machen und die Personalfindung und -bindung verbessern.
Uta Mielisch, Referentin der Dietmar Hopp Stiftung, erhofft sich von dem Skills Lab neben einer Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs auch eine Sicherstellung der Qualität in der Pflege. Sie schätze die Möglichkeit, angstfrei zu lernen und im Austausch zwischen den Auszubildenden und mit den Praxisanleitern das Gelernte zu vertiefen. Sie lobte außerdem, dass das Skills Lab nicht nur Mitarbeitenden des AGAPLESION HAUS SILBERBERG, sondern auch denen anderer, zum Teil ambulanter, Pflegeeinrichtungen zugänglich gemacht wird. Das sei einer der vielen Gründe, warum die Dietmar Hopp Stiftung das Projekt mit einer Spende in Höhe von 50.000 Euro unterstützt hat.