Für junge Eltern, die unheilbar erkrankt sind und palliativ behandelt werden, gibt es eine Möglichkeit, ihren minderjährigen Kindern eine ganz besondere Erinnerung zu hinterlassen: Ein Familienhörbuch ist eine professionelle Audiobiografie, die die Geschichte des bisherigen Lebens nachzeichnet.
„Wir stellen Familienhörbücher her, um die Stimme von Mama oder Papa unsterblich zu machen“, erläutert Judith Grümmer, die die Familienhörbuch gGmbH 2019 gegründet hat. Oft seien die Kinder beim Tod eines Elternteils noch sehr klein, würden nicht verstehen, warum er plötzlich nicht mehr da ist – und haben später kaum Erinnerungen an den Menschen. „Wir sind der Meinung, dass das Hörbuch mit der Stimme des verstorbenen Elternteils einen wichtigen Teil für die Trauerarbeit der Kinder leisten kann“, so Grümmer. Darüber hinaus schöpfen die Erkrankten mit dem Hörbuch neue Kraft, auch wenn die Aufnahmen für sie alle sehr anstrengend und aufwühlend sind. „Sie wissen aber, dass nach ihrem Tod noch etwas mehr als nur Bilder bleiben wird. Ihre Lebensgeschichte wurde für immer festgehalten. Die Stimme ist das, was ein Kind zuerst hört, sie gibt ihm Vertrauen und Geborgenheit und sie wird die Kinder und Angehörigen durch die schwere Zeit der Trauer begleiten“, ist Grümmer überzeugt.
In dem Hörbuch werden, begleitet von einem professionellen Audiobiografen, Geschichten des bisherigen Lebens erzählt, schöne Momente aber auch traurige Dinge werden angesprochen. Das Hörbuch ist in verschiedene Kapitel untergliedert und wird von Sounddesignern und Tontechnikern professionell bearbeitet und mit der eigenen Musikauswahl untermalt.
Die Familienhörbücher werden komplett durch Spenden finanziert und sind für die Familien kostenlos. Eine Spende der Dietmar Hopp Stiftung in Höhe von 252.000 Euro an die Familienhörbuch gGmbH ermöglicht nun Audiobiografien für 50 Patienten, die am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg oder dem Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) behandelt werden. Gleichzeitig wird das Projekt am NCT Heidelberg und am UKHD als therapiebegleitendes Angebot im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie 15 Monate lang begleitet. „Die durch Mittel des NCT geförderte Studie könnte die Wirksamkeit und Bedeutung der Hörbücher für die Familien und Hinterbliebenen bestätigen“, sagt Sabine Fiedler, Geschäftsführerin der Familienhörbuch gGmbH.
In den Förderprojekten der Dietmar Hopp Stiftung spielt das Wohlergehen von Kindern eine ebenso wichtige Rolle wie die Lebensqualität von kranken Menschen. „Das Familienhörbuch ist ein Projekt, das ans Herz geht und ein wahrer Schatz für die hinterbliebenen Kinder ist. Wir unterstützen dieses innovative Projekt sehr gern, um Eltern die Möglichkeit zu eröffnen, ihren Lieben etwas ganz Persönliches und vor allem Bleibendes zu hinterlassen“, erklärt die stellvertretende Stiftungsleiterin Meike Leupold.