Lebenschancen eröffnen – Deutsches Schülerstipendium
„Mein ganzes Leben hat sich durch das Programm geändert“, schwärmt Clifford. Der 17jährige ist einer von 700 Kindern und Jugendlichen, die im gesamten Bundesgebiet von der Roland Berger Stiftung im Rahmen des Deutschen Schülerstipendiums gefördert werden. Dank der Unterstützung durch die Dietmar Hopp Stiftung kommen 25 Stipendiaten in der Metropolregion Rhein-Neckar während ihrer Schulzeit in den Genuss der differenzierten, individuellen Förderung.
„Das Deutsche Schülerstipendium ist deutschlandweit das einzige Programm, das begabte, engagementbereite und leistungswillige Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen bereits ab der Grundschule persönlich, verlässlich und nachhaltig unterstützt“, erklärt Programmleiterin und stellvertretender Vorstand Claudia Piatzer. Ein Beispiel, wie das funktionieren kann, bietet Clifford, der 2019 in das Programm aufgenommen wurde. Er besucht die zwölfte Klasse eines musischen Gymnasiums in Ludwigshafen, einer Partnerschule im Deutschen Schülerstipendium. Sein engagierter Musiklehrer, der das Programm der Roland Berger Stiftung gut kennt, machte die regionale Projektleiterin für die Metropolregion Rhein-Neckar und Kirn, Darja Grams, auf den Jungen aufmerksam und lud sie zum Jahreskonzert ein. Nach einem Kennenlerngespräch noch am Abend des Konzerts war klar, dass Clifford viel Potenzial hat und gut in das Programm passt, auch wenn zum damaligen Zeitpunkt die schulischen Leistungen noch nicht so gut waren.
Nach intensivem Austausch mit Clifford, seinen Eltern und den Lehrerinnen und Lehrern wurde der jetzt 17jährige in das Stipendiatenprogramm aufgenommen. „Meine Eltern dachten zunächst, das Angebot der Stiftung sei zu schön, um wahr zu sein“, sagt er heute. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Weder meine Eltern noch ich haben diesen Schritt bereut!“ Durch das Programm habe er neue Leute kennengelernt und sei auch in der Schule besser geworden – „gefühlt, ohne mehr zu lernen. Ich glaube, die Persönlichkeit trägt dazu bei“ erläutert der Gymnasiast.
Genau darum gehe es beim Deutschen Schülerstipendium, bestätigt Claudia Piatzer: „Wir wollen die Persönlichkeit der jungen Leute stärken und ihre Weichen für ein persönlich und beruflich erfülltes, selbstbestimmtes und erfolgreiches Erwachsenenleben stellen. Das geschieht zum Beispiel dadurch, dass sie sich neue Ziele setzen und persönliche Hürden überwinden – und das Glücksgefühl erfahren: ‚Ich habe es geschafft‘.“
Vor allem bei groß angelegten Jahresprojekten lernen sich die Stipendiaten neu kennen und wachsen über sich hinaus. Auch Clifford hatte die Chance, an so einem Projekt teilzunehmen: Gemeinsam mit rund 60 Kindern und Jugendlichen zwischen neun und 18 Jahren aus der gesamten Metropolregion, Kirn und dem Saarland hat er am Tanzprojekt „return“ teilgenommen, das im Juni 2022 auf der großen Bühne im Frankenthal Congress Center aufgeführt wurde. Über ein halbes Jahr haben die Teilnehmenden in Kleingruppen in den jeweiligen Partnerschulen geprobt, bevor sie im Mai 2022 zum ersten Mal für ein langes Wochenende in Heidelberg zusammenkamen, um die Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Vor dem ersten gemeinsamen Durchlauf des gesamten Stücks sei er ziemlich aufgeregt gewesen, sagt der 17jährige, der auch den Ansprüchen des Choreographen und Tanzpädagoge Alan Brooks gerecht werden wollte. Dieser gab den jungen Tänzern vorab mit auf den Weg: „Es ist o.k., wenn nicht alles perfekt ist, solange ihr euer Bestes gebt. Euer Bestes ist fantastisch!“
Sein Bestes will Clifford immer geben. Er brennt für die Seminare der Roland Berger Stiftung und neue spannende Themen, vor allem aber für seine Hobbies. Neben Volleyball spielt er Klavier und Bratsche und freut sich, demnächst auch Gesangsunterricht nehmen zu können. Und er hat schon eine Idee, wo es hingehen soll: Nach dem Abitur möchte er Songwriting studieren. „Durch die Förderung im Schülerstipendium konnte ich mich weiterentwickeln und einen Plan für die Zukunft fassen“, sagt Clifford. Das nächste Ziel, das er mit Hilfe der Roland Berger Stiftung verwirklichen möchte, ist ein Sommeraufenthalt in England, um die Sprache noch besser zu lernen.
Emilia ist noch nicht ganz so weit, kann sich im Rahmen ihres Stipendiums aber auch schon gut vorstellen einen Auslandsaufenthalt vorstellen, „vielleicht sogar für ein Jahr in den USA.“ Die 11jährige ist seit einem Jahr Stipendiatin der Roland Berger Stiftung und hat ihre ersten prägenden Erfahrungen im Tanzprojekt gemacht. Ihre Mathe- und Englischlehrer hätten sie seinerzeit aufgrund ihrer guten Noten gefragt, ob sie Interesse an einer Förderung habe. Angesichts der Schilderungen der Freizeitangebote, Camps und Workshops im Rahmen des Stipendiums habe sie nicht lange überlegen müssen, sagt die Sechstklässlerin.
Zu Beginn ihrer Zeit als Stipendiatin fanden viele Aktivitäten aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt statt, zum Beispiel mit wöchentlichen Zoom-Treffen. Auch ein Tagebuch habe sie geschrieben, in dem sie etwa über ihre eigenen besonderen Merkmale reflektiert habe. Außerdem konnte sie an einem Seminar in der Klima Arena teilnehmen. Umso mehr freut sich die Schülerin einer Mannheimer Gesamtschule, dass sie sich im Rahmen des Tanzprojekts mit den vielen Altersgenossen persönlich austauschen und an einem gemeinsamen Vorhaben arbeiten konnte. „Das war anstrengend und auch eine Herausforderung, wenn man sieht, wie die anderen tanzen. Aber es hat auch großen Spaß gemacht“, bilanziert sie. Das Tanzprojekt habe sie, die früher geturnt hat, außerdem auf die Idee eines neuen Hobbys gebracht. „Ich bin gerade auf der Suche nach einer Hip Hop Schule“, sagt die 11jährige.
Ein weiterer Aspekt des Deutschen Schülerstipendiums spielt mittlerweile auch eine wichtige Rolle in Emilias Leben. Sie trifft sich regelmäßig mit ihrer Mentorin. Zwar seien die Treffen in der heißen Phase der Tanzproben etwas in den Hintergrund getreten, „aber nun wollen wir wieder Ausflüge zum Beispiel zum Minigolf oder in die Boulderhalle machen“, unterstreicht Jeannette Rau, die sich ehrenamtlich als Mentorin engagiert.
Mehr als 350 Mentorinnen und Mentoren fungieren bundesweit als Vertrauenspersonen für die Kinder und Jugendlichen. Als persönliche Begleiter der Stipendiaten nehmen sie eine Rolle als Mittler zwischen Elternhaus, Schule und Stiftung ein. Dass das Ehrenamt als Mentorin noch viel mehr ist, weiß Jeannette Rau: „Das Mentorenprogramm ist vielfältig, man kann es je nach den Wünschen des Mentees gestalten. Und es bereichert nicht nur die Stipendiaten: Ich lerne bei unseren Treffen und Telefonaten auch viel!“ Es sei schön zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen weiterentwickeln. „Am Anfang war Emilia noch viel schüchterner, aber spätestens im Tanzprojekt habe ich sie sehr fokussiert und sehr lebendig empfunden“, so die Mentorin.
Die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler im Verlauf ihres Stipendiats, das in der Grundschule beginnen kann und mit dem Schulabschluss endet, findet auch Darja Grams faszinierend. So sei auch Clifford zum Beispiel zu Beginn auch noch nicht der offene, eloquente junge Mann gewesen, zu dem er sich mittlerweile entwickelt hat: „Im ersten Vorstellungsgespräch war er noch ein schüchterner Junge mit vielen Fragen“, sagt Grams über den 17jährigen, der mittlerweile offenbar klare Vorstellungen von sich und seiner Zukunft hat.
„Noch immer hängt der Bildungserfolg eines jungen Menschen in Deutschland maßgeblich von den Möglichkeiten in seinem Elternhaus und nicht von seiner Begabung ab“, erklärt Claudia Piatzer. Mit dem Deutschen Schülerstipendium möchte die Roland Berger Stiftung zu mehr Chancengerechtigkeit an Schulen beitragen. Hierfür arbeitet sie mit 70 Partnerschulen zusammen, vier davon in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die ganzheitliche Förderung der Stipendiaten ist auf den jeweiligen Bedarf der einzelnen Schülerinnen und Schüler abgestimmt. Sie werden individuell unterstützt, haben einen passgenauen Förderplan mit verschiedenen Lernbereichen und nach regelmäßigen Feedbackgesprächen werden ihre persönlichen Ziele angepasst und weiterverfolgt. „In unserem nachhaltigen Bildungsprogramm, das die Stipendiaten bis zu zwölf Jahre lang persönlich unterstützt, möchten wir ihnen neue Lebenschancen eröffnen“, fass Claudia Piatzer zusammen.
Die Dietmar Hopp Stiftung unterstützt 25 Stipendien in der Metropolregion Rhein-Neckar im Rahmen des Deutsche Schülerstipendiums seit 2011 in bereits mehreren Förderphasen mit einer Spende von jährlich 350.000 Euro. „Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben, in dem sich viele Chancen eröffnen. Die Roland Berger Stiftung geht dabei genau wie die Dietmar Hopp Stiftung von einem Bildungsbegriff aus, der die Persönlichkeit der jungen Menschen ganzheitlich in den Blick nimmt, deswegen unterstützen wir das Deutsche Schülerstipendium gern: Unser gemeinsames Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern in der Metropolregion Rhein-Neckar gute Voraussetzungen für ihre Zukunft zu ermöglichen“, erklärt die stellvertretende Stiftungsleiterin Meike Leupold.
Stand: Juli 2022