Wie eine große Familie: Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics

Ihre Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten hat Anna Wenzel auf den Gedanken gebracht, ein Studium zum Lehramt an beruflichen Schulen aufzunehmen, um im Bereich Gesundheit und Gerontologie in Pflegeausbildungen zu unterrichten. Nicht zuletzt das Stipendiatenprogramm der Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics, die von der Dietmar Hopp Stiftung gefördert wird, hat dafür gesorgt, dass sie heute mindestens genauso für ihr zweites Unterrichtsfach brennt: die Informatik.

„Dabei hatte ich selbst gar kein Informatik in der Schule und kannte mich auf dem Gebiet nicht sonderlich aus“, erklärt die 29jährige. Nach der Studienberatung hat sie sich dennoch für das Fach entschieden und wurde zu Beginn ihres Studiums an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg auf das Stipendiatenprogramm aufmerksam. „Ich hoffte zwar, bei der Hopp Foundation weitere Informatik-Kenntnisse zu erwerben, war aber auch genau deshalb zögerlich mit meiner Bewerbung, weil ich so wenig Kenntnisse hatte. Das Tolle bei dem Programm ist allerdings, dass es so vielfältig und interdisziplinär ist und es neben fachlichen Fragen vor allem um das ‚Lehrer-Sein‘ geht“, betont die junge Lehrerin.

Das bestätigt auch Gepa Häusslein, Geschäftsführerin der Hopp Foundation: „Bei den Bewerbern achten wir besonders darauf, ob jemand wirklich Lehrer werden will, ob er oder sie bereit ist, sich weiterzuentwickeln und mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.“ Entsprechend geht es in zahlreichen Workshops für die Stipendiaten um Themen wie zum Beispiel Rhetorik oder Körpersprache. Aber auch interdisziplinäre Fragen beispielsweise zum Zusammenhang von Informatik und Kunst, Ethik oder Klimaschutz werden behandelt.

Neben dem Workshop-Angebot nehmen die Stipendiaten an verschiedenen Kolloquien und einem Summer Camp teil, die sie auf ihre Lehrer-Laufbahn vorbereiten: Hier entwickeln sie zum Beispiel Lernmaterialien, Unterrichtskonzepte oder Lernmodule, die sie in der Praxis testen und weiterentwickeln. „Vor allem die Möglichkeit, an einer der Partnerschulen der Hopp Foundation regelmäßig Erfahrungen in der Praxis sammeln zu können, hat mir viel gebracht“, erzählt Anna Wenzel: „Ich habe früh gemerkt, dass der Lehrerberuf genau das Richtige für mich ist, habe an Selbstbewusstsein gewonnen und bin sehr gut vorbereitet in mein Referendariat gestartet. Ich denke gerade auch aufgrund meiner Erfahrungen habe ich mein Referendariat eher als schöne und nicht als stressige Zeit in Erinnerung.“

Damit sich die angehenden Informatik-Lehrer auf ihre Aufgaben im Rahmen des Stipendiums konzentrieren können, ist es auch mit einer finanziellen Unterstützung verbunden. „Die Stipendiaten sind eigentlich immer mit einer Aufgabe von uns beschäftigt“, sagt Gepa Häusslein lachend, da hätten sie keine Zeit, noch nebenbei zu jobben. Das klingt allerdings strenger als es ist: „Ich habe bei den Veranstaltungen im Rahmen des Stipendiums Freunde gefunden, die ich sonst vielleicht gar nicht getroffen hätte“, erklärt Anna Wenzel. Damit meint sie Kommilitonen ebenso wie Lehrkräfte oder ehemalige Stipendiaten. Die Bedeutung des Netzwerk-Gedankens unterstreicht auch Gepa Häusslein: „Es geht um Verbindungen innerhalb der Stipendiatengruppe, aber auch zwischen Studierenden und Lehrern und nicht zuletzt zwischen Ehemaligen und der Hopp Foundation: Die Stipendiaten bleiben uns erhalten, sie bleiben Teil der Familie.“

Auch Anna Wenzel, die seit September 2020 in einer berufsbildenden Schule in Weinheim als Lehrerin arbeitet, hat schon erste Workshops durchgeführt und nimmt weiterhin gern an Veranstaltungen der Hopp Foundation teil. In ihrer Schule ist sie außerdem als Multimediaberaterin Ansprechpartnerin für digitalen pädagogischen Bedarf und bietet entsprechende Fortbildungen für Kollegen an. Und übrigens: Ihren Abschluss hat Anna Wenzel trotz fehlender Informatik-Vorkenntnisse auch dank des Stipendiums und der Unterstützung aus dem Netzwerk mit 1 gemacht!

Das Stipendiatenprogramm, von dem Anna Wenzel profitiert hat, ist nur ein Beispiel des vielfältigen Angebots der Hopp Foundation, die Schulen in der Metropolregion Rhein-Neckar bei der Umsetzung digitaler Konzepte und Unterrichtsformate sowie neuer Lehr- und Lernmethoden unterstützt. Herzstück der Arbeit ist vor allem ein umfassendes Workshop-Angebot für Lehrer und Schüler.

„Die Zukunft ist digital und viele Bereiche des Arbeits- und Privatlebens sind einem Wandel unterworfen, das betrifft natürlich auch die Schulbildung“, erklärt Gepa Häusslein, Geschäftsführerin der Hopp Foundation. Ursprünglich hat Oliver Hopp 2013 die Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics gegründet, um Schülerinnen und Schüler für Informatik zu begeistern und sie auf eine sich stetig wandelnde Arbeits- und Lebenswelt vorzubereiten. Seitdem hat sich das Angebot ständig erweitert und hat sich mit dem stetigen Wandel weiterentwickelt.

Neben einer Grundbildung im Bereich Informatik legt die Hopp Foundation in ihren Angeboten besonderen Wert auf Persönlichkeitsbildung und den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien. „Mit dem Stipendiatenprogramm wollen wir Anreize für die Lehramtsausbildung im Fach Informatik schaffen, um dem Mangel an entsprechenden Lehrkräften zu begegnen. Mit weiteren Angeboten wollen wir außerdem daran mitwirken, bestehende Angebote weiterzuentwickeln und Informatik und Medienbildung nachhaltig an Schulen zu verankern“, erläutert Gepa Häusslein. Das erreiche die Hopp Foundation unter anderem durch Fortbildungen und Projektbegleitungen sowie durch die Unterstützung bei der Anschaffung von Hard- und Software für den Unterricht, die Umsetzung digitaler Unterrichtskonzepte oder die Entwicklung von Lernmaterialien. „Bei allen Maßnahmen ist uns wichtig, die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer vor Ort zu kennen, deswegen stehen wir im ständigen Austausch mit Schulen in der Region und anderen Partnern“ hebt die Geschäftsführerin noch einmal die Bedeutung eines funktionierenden Netzwerks für eine zukunftsgerichtete Arbeit hervor.

Ein Beispiel dafür, wie die Hopp Foundation mit der Zeit geht und Notwendigkeiten erkennt und Lösungen anbietet, bietet ihre Arbeit während der Corona-Pandemie: „Die Pandemie hat uns Chancen der Digitalisierung aufgezeigt, aber auch, wo es noch hapert mit der Digitalisierung“, erklärt Gepa Häusslein. Hunderte Online-Lehrerfortbildungen hat die Hopp Foundation in der Pandemie durchgeführt, hat an der Entwicklung einer Lernplattform mitgewirkt und Lernmaterialien entwickelt, die den Ansprüchen an Homeschooling und Wechselunterricht gerecht wurden. „Zwar wären uns persönliche Kontakte lieber gewesen, aber es ist immer ein gutes Gefühl, wenn wir sehen, dass wir wirklich etwas bewirken können."

Stand: August 2021