Klimaschutz: Vanessa weiß jetzt, wie man es besser machen kann

Wenn die Bundeskanzlerin und der baden-württembergische Ministerpräsident sich einen gemeinsamen Termin nicht nehmen lassen, muss es einen außergewöhnlichen Anlass geben – mit immenser Bedeutung für die Zukunft. Und das ist der Klimaschutz.

Im September 2019 haben Angela Merkel und Winfried Kretschmann in Sinsheim gemeinsam die komplett von der Dietmar Hopp Stiftung finanzierte Klima Arena eröffnet, die nicht nur ein architektonischer Leckerbissen ist, sondern vor allem ein Ort, an dem der Klimawandel und die Bedeutung Erneuerbarer Energien greifbar werden. Und ein Ort, an dem das Bewusstsein für den nachhaltigen, schonenden Einsatz der Ressourcen geschärft wird.

Auch die elfjährige Vanessa sieht den Klimaschutz seit ihrem Rundgang durch die Erlebniswelt mit anderen, wacheren Augen. „Wenn man die Klima Arena betritt, muss man sich erst einmal zurechtfinden. Alles wirkt sehr interessant, macht neugierig und man weiß kaum, wohin man gehen soll. Überall gibt es Monitore und Stationen zum Mitmachen und Dinge zum Ausprobieren“, schildert die Schülerin aus Heidelberg ihre ersten Eindrücke. Der beste Einstieg ist wohl der Gletscher, mit der hellblau leuchtenden Außenhaut, der direkt hinter dem Eingang steht. Es ist ein 3D-Kino, in dem Vanessa eine Zeitreise macht – und zwar 80 Jahre weiter in die Zukunft. So können die Folgen des Klimawandels im Jahr 2100 betrachtet werden. Zwölf Minuten dauert der Film. „Er ist sehr spannend, aber es ist sehr schlimm, was in der Zukunft alles mit unserer Umwelt passieren kann“, berichtet das aufgeweckte Mädchen.

Die Vorführung hinterlässt sie nachdenklich, denn im Mittelpunkt des Films steht eine Mega-Stadt, wie man sie nur aus gruseligen Science-Fiction-Filmen kennt. Der Regenwald ist nur noch in großen Gewächshäusern vorhanden, einzelne Bäume dienen nur noch als Touristen-Attraktion, der Meeresspiegel ist dermaßen angestiegen, dass ganze Küstenlandschaften nicht mehr vorhanden sind. Der Amazonas ist nur noch ein Rinnsal, die Arktis ist quasi eisfrei, Atemschutzgeräte gehören für die Menschen zum Alltag. „Es wird ja gesagt, dass es nur so kommt, wenn wir gar nichts tun und den Klimawandel nicht aufhalten können“, gibt Vanessa zu bedenken. Sie wird mit anderen Besuchern auch zum Mitmachen aufgefordert. Beim Aufenthalt im Kino erklärt eine Stimme, dass sie sich in einem „Hyper-Bus“ für die Zeitreise befindet. Zwischendurch geht diesem die Energie aus und alle sind gefordert, mit einer Fernbedienung die Energieversorgung wiederherzustellen. „Das haben wir im Team geschafft“, erklärt Vanessa. Erst dann geht die Fahrt weiter.

Als Vanessa das Gletscher-Kino verlässt, läuft sie sofort auf einen riesigen Bildschirm zu – das „größte Smartphone der Welt“. Das ist scherzhaft gemeint, aber Vanessa erfährt, dass dies gar nicht so falsch ist, denn der große Monitor lässt sich ähnlich steuern wie ein Handy. Mit einem Wisch kann sie verschiedene Bilder, Videos und Erklärstücke aufrufen, sie mit den Händen klein machen oder groß aufziehen. So erfährt die Schülerin anschaulich ganz neue Fakten zum Thema nachhaltige Energie, die im eigenen Haus oder der Wohnung genutzt werden kann. „Das ist toll gemacht, aber eher etwas für meine Eltern“, bemerkt die Elfjährige. Interessanter findet sie den großen Supermarkt, wo sie lernt, dass das schädliche Klimagas CO2 sogar beim Einkaufen eine Rolle spielt. Sie kann ihren Einkaufskorb mit verschiedenen Lebensmitteln füllen und erkennt, dass die von ihr geliebte Ananas eine ganze schlechte Energiebilanz hat, weil sie oft mit dem Flugzeug nach Deutschland gebracht wird. „Weil viel zu viel eingekauft und später wieder einfach weggeworfen wird, soll man wirklich nur das im Supermarkt kaufen, was man auch tatsächlich braucht“, hat Vanessa die Botschaft schnell verstanden und lernt an dem Einkaufskorb, den sie genauso zusammen stellt wie Bundeskanzlerin Merkel im vergangenen Oktober, auch, dass ein Stück Rindfleisch einen sehr großen CO2-Fußabdruck hinterlässt, Gemüse und Obst aus der Region dagegen auf richtige Topwerte kommen. „Ich habe nicht gewusst, dass man schon beim Einkaufen einiges für das Klima tun kann“, sagt Vanessa erstaunt.

 

Am Globus, der nächsten von insgesamt 27 Stationen im Innern der Klima Arena, kann die Schülerin schließlich selbst verschiedene Einstellungen vornehmen. Dann kommt Bewegung auf die Weltkugel. Es wird angezeigt, welche Landstriche überschwemmt werden, da mit einer steigenden Temperatur die Polkappen und die meisten Gletscher in den Gebirgen schmelzen. Holland ist nur halb so groß, auch von Norddeutschland verschwinden große Teile unter Wasser. Vanessa ist ganz schön nachdenklich geworden, aber es gibt auch Stationen, die ihr verdeutlichen, wie die Menschen es besser machen können. „Es ist toll, dass man die verschiedenen Energieformen fühlen kann. Auch wie die Entwicklung der Erde verlaufen ist, kann man sich anhören“, sagt Vanessa. Das anschließende Wertstoff-Bingo, bei dem verschiedene Abfälle mit einem geschickt zu bedienendem Greifarm in die richtige Tonne geworfen werden müssen, findet sie unterhaltsam. Ans Gefühl geht dann das Spiel „Jump and Run“, denn dort muss sie durch Gestensteuerung und Sprünge einem Eisbärkind helfen, den gefährlichen Weg zu seiner Mutter einzuschlagen.

Richtig in Fahrt kommt Vanessa auch noch einmal auf der Außenanlage. Der Klimaspürpfad, die Energiespielgeräte, der Pumpspeicher, die Archimedische Schraube, die Windmühle und viele andere Stationen fordern sie zum aktiven Teilnehmen auf. Auf der Kinderkartbahn dreht sie mit einem kleinen PKW auch mal einige Runden. „Jetzt bin ich auch mal ein E-Auto gefahren. Das hat mein Papa noch nicht geschafft“, freut sie sich. Ein ereignisreicher Besuch in der Klima Arena geht zu Ende. „Ich fand es sehr interessant und richtig gut gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass man so viel über den Klimawandel und was man gegen ihn tun soll, erfahren kann“, sagt Vanessa. Bald würde sie gern mit einigen Freundinnen wiederkommen.

 

Die Klima Arena in Sinsheim besteht auf einer Gesamtgrundstücksfläche von 26.000 Quadratmetern (2,6 Hektar) aus zwei Teilen: Die Mitmach-Ausstellung im Inneren des Hauses umfasst 1.400 Quadratmeter, der Themenpark in der Außenanlage 14.000 Quadratmeter. Das innovative Gebäude mit einer teilweise begrünten Außenfassade und Photovoltaik-Elementen wurde nach den höchsten Standards erstellt und ist damit selbst ein Modell für zukunftsweisendes Bauen. Die Klima Arena erzeugt durch verschiedene Techniken selbst so viel Energie wie sie verbraucht. So wird mit einem unterirdischen Langzeitspeicher (Eisspeicher) einerseits Wärme erzeugt, andererseits im Sommer das Gebäude gekühlt.

Insgesamt präsentiert die KLIMA ARENA sechs Themenbereiche, die sich an der Alltagswelt der Besucher orientieren. Im Innenbereich sind die vier Themen „Grundlagen des Klimawandels“, „Wohnen & Energie“, „Mobilität“ und „Lebensstil & Konsum“ zu erleben, im Außenbereich geht es um den „Wirtschaftsraum Natur“ und um den „Lebensraum Natur“.

Die Klima Arena als innovativer Ausstellungsort wird von der Klimastiftung für Bürger betrieben.

 

Quelle: Mannheimer Morgen, Beilage zum 80. Geburtstag Dietmar Hopps 2020, Ursula Gross