Herzmedizin 4.0: In Heidelberg entsteht ein Herzzentrum der Zukunft

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zählen in Deutschland zu den häufigsten Krankheiten und sind die häufigste Todesursache. Rund 330.000 Menschen versterben jährlich an koronaren Herzerkrankungen, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz. Darüber hinaus nehmen Fehlbildungen des Herzkreislaufsystems den Spitzenplatz unter den angeborenen Fehlbildungen ein. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in Zukunft mit einer weiteren Zunahme der Zahlen zu rechnen. Um Forschung und Behandlung in der Herzmedizin zu verbessern, soll in Heidelberg ein neues Herzzentrum entstehen.

Die Zusammenführung aller klinischen Schwerpunkte der Herzmedizin unter einem Dach kann zu einer wesentlichen Verbesserung der Versorgung von Herzpatienten führen. Das hat auch Dietmar Hopp erkannt. Deshalb hat die Dietmar Hopp Stiftung zur Errichtung des neuen Herzzentrums am Universitätsklinikum Heidelberg die größte Einzelspende in ihrer Geschichte in Höhe von 100 Millionen Euro zugesagt. „Eine exzellente, digital vernetzte Gesundheitseinrichtung, die alle Schwerpunkte der Herzmedizin unter einem Dach vereint, ist visionär. Die Therapie von Herzpatienten kann in einem solch herausragenden Zentrum entscheidend verbessert werden. Ich möchte die Spitzenherzmedizin in Heidelberg stärken und mit dem Neubau alle Möglichkeiten für eine digital-unterstützte Patientenversorgung und Forschung eröffnen“, erklärte Dietmar Hopp anlässlich der Bekanntgabe der Fördersumme 2018.

Fach- und berufsübergreifend sollen gemeinsame Behandlungsstrategien bei angeborenen Herzfehlern, Erkrankungen der Herzklappen, Rhythmusstörungen, Implantation elektrischer Unterstützungssysteme und Herztransplantation entwickelt werden. „Moderne Herzmedizin ist interdisziplinär. Viele Therapien werden bereits in fachübergreifenden Teams geplant und durchgeführt. Im neuen Gebäude wird unter einem Dach zusammengeführt was zusammengehört, nämlich alle Facetten der Herzmedizin“, erläutert der renommierte Kardiologe Professor Dr. Hugo A. Katus, der die Entwicklung des neuen Zentrums begleitet. Dazu gehören die Disziplinen Kardiologie, Herzchirurgie, Kinderkardiologie, Kinderherzchirurgie und Kardioanästhesie. Aber auch weitere zentrale Bestandteile der Herzmedizin wie Notfall- und Intensivmedizin sowie kardiale Bildgebung ziehen in das Zentrum ein.

Das Heidelberger Konzept geht dabei über den Neubau einer Klinik hinaus und zielt auf eine Rundum- Versorgung aller herzkranken Patienten. Es werden nicht nur die spezialisierten hochinnovativen Diagnostik- und Therapieverfahren im Herzzentrum gebündelt, sondern gleichzeitig sollen auch die Chancen der digitalen Transformation für Patientenversorgung und Forschung optimal genutzt werden. In das Herzzentrum wird daher das Forschungsinstitut „Informatics for Life Institut“ integriert sein, in dem Ärztinnen und Ärzte mit Informatikerinnen und Mathematikern interdisziplinär eng zusammenarbeiten. Durch diese einzigartigen strukturellen und methodischen Voraussetzungen können alle klinischen und apparativen Daten jedes einzelnen Patienten für eine möglichst präzise individuelle Anpassung der Behandlung genutzt werden. „Die Herzmedizin der Zukunft muss die Chancen der digitalen Transformation und der künstlichen Intelligenz zum Wohle der Patienten nutzen. Das  Herzzentrum wird darin ein Vorbild werden“, betont Professor Katus.

Das zukünftige Herzzentrum soll jährlich rund 20.000 Patienten stationär und 80.000 ambulant versorgen können. Hierfür sind 220 Betten, davon 95 Intensiv- und Intermediate Care-Betten, vorgesehen. Neun Operationssäle, Herzkatheter, MRT und weitere Technik sollen ebenso eine optimale Diagnostik und Therapie sicherstellen wie die beabsichtigte enge Anbindung an die medizinischen und chirurgischen Kliniken sowie die Kinderklinik.

Im Zentrum aller Planungen steht der Patient und seine Angehörigen: Die Technik und Infrastruktur des Herzzentrums soll den Bedürfnissen der Patienten bestmöglich entgegenkommen. Deshalb wurde bei der Planung sehr viel Wert daraufgelegt, ein besonderes Ambiente zu schaffen und die funktionellen Abläufe zu optimieren. Dieses ganz besondere Umfeld soll nicht nur die Genesung der Patienten fördern, sondern auch den Angehörigen herzkranker Kinder Übernachtungsmöglichkeiten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ideale Arbeitsmöglichkeiten und Begegnungsflächen zur fachlichen Interaktion und persönlichen Kommunikation bieten.

Stand: Oktober 2021