Umfassende Vorbereitung aufs Leben: TSG-Akademie

Wer der TSG-Akademie, dem Leistungszentrum des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim, einen Besuch abstattet, kann bei seinem Rundgang durch die Talentschmiede die „Wall of Fame“ bestaunen. An den Wänden im Treppenhaus sowie im schulisch-pädagogischen Bereich hängen liebevoll eingerahmte Bilder bekannter Spieler und Trainer, die einst hier ausgebildet und von Rohdiamanten zu Brillanten geschliffen wurden. Diese Bilder erzählen die Erfolgsgeschichte dieser Einrichtung, die dank der Unterstützung durch Dietmar Hopp und seine Stiftung zu den Top-Adressen in Deutschland zählt.

In den 1970er und 80er Jahren galt die Nachwuchsakademie von Ajax Amsterdam, „De Toekomst“ („Die Zukunft“), als weltweit stilbildend. Später war es „La Masia“, die hochdekorierte Jugendakademie des FC Barcelona, die die Maßstäbe in der Ausbildung junger Fußballer setzte. Es gibt aber auch kleinere Vereine, die eine große Anerkennung für ihre Jugendarbeit genießen. In den 90er Jahren war das der FC Nantes mit seinem Zentrum „La Jonelière“, in der jüngeren Vergangenheit hat sich die „Saints Academy“ des Southampton FC einen Namen als sprudelnde Talentquelle gemacht. Die TSG-Akademie gibt es erst seit 15 Jahren. Sie hat sich in dieser sehr kurzen Zeit bereits einen hervorragenden Ruf erworben und verfolgt das ehrgeizige Ziel, in ganz Europa als eine der besten Talentschmieden anerkannt zu werden.

Auf dem Areal in der Sinsheimer Straße in Hoffenheim begann im Sommer 2010 zum Beispiel die Karriere jenes jungen Mannes, der ab Sommer 2021 den FC Bayern München trainieren wird: Julian Nagelsmann kam als ambitionierter Übungsleiter in die Akademie und verließ sie im Frühjahr 2016 als Fußballlehrer und Bundesliga-Cheftrainer der TSG. „Die Zeit in der Akademie war sehr spannend. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, weil mir früh viel Verantwortung übertragen wurde, aber das hat mir nicht geschadet.“ Heute ist Nagelsmann der teuerste Trainer der Welt. Im Rückblick auf seine Lehrjahre im Leistungszentrum der TSG sagt er: „Ich denke gerne an diese Zeit zurück. Wir hatten ein sehr angenehmes Arbeitsklima und beste Bedingungen, um gemeinsam Erfolg zu haben.“

Erfolg bedeutet in diesem Fall nicht nur der Gewinn von Titeln, wie im Falle Nagelsmanns der Deutschen A-Junioren-Meisterschaft 2014, sondern in erster Linie die erstklassige Ausbildung von jungen Menschen zu Fußballern auf höchstem Niveau. Darüber hinaus geht es aber auch um die gleichzeitige schulische Förderung sowie um die Formung einer starken Persönlichkeit. Das ist sozusagen das Minimalziel: Wer die TSG-Akademie verlässt, ist schulisch wie charakterlich auf ein Leben in der Erwachsenenwelt bestens vorbereitet – und im Idealfall eben Profi-Fußballer. Dieser ganzheitliche Ansatz hilft jenen Talenten, die später ihren Lebensunterhalt nicht mit Fußball bestreiten können (rund 90 Prozent) oder die nach einer eventuellen Karriere noch nicht ausgesorgt haben (rund 98 Prozent). Denn gerade für diejenigen, die berechtigterweise lange auf die Verwirklichung ihrer Träume hoffen dürfen, ist es später schwieriger, sich im „normalen Leben“ zurechtzufinden, als für die, die sich mangels Talents oder Ehrgeiz frühzeitig auf die schulische Ausbildung konzentrieren konnten.

Mit Unterstützung durch Dietmar Hopp und seine Stiftung wurde Mitte der 2000er Jahre die Jugendarbeit bei der TSG Hoffenheim – und darüber hinaus auch an anderen Standorten, wie zum Beispiel Mannheim (SV Waldhof), Walldorf (FC-Astoria) oder Ludwigshafen (LSC) durch die Nutzung der Infrastruktur von Anpfiff ins Leben - auf ein hohes Niveau gehoben. Die Anstellung qualifizierter Trainer und der Bau einer modernen Infrastruktur mit neuen Fußballplätzen sowie Athletik-, Schulungs- und Physiotherapieräumen sorgen dafür, dass in mehreren Vereinen der Metropolregion Rhein-Neckar viele Kinder und Jugendliche – auch solche, die keine Bundesliga-Perspektive haben – sinnvoll gefördert werden.

Für die Nachwuchsspieler, die eines der von Dietmar Hopp und seiner Stiftung geförderten Zentren besuchen, soll am Tag ihres Ausscheidens in jedem Fall eine Tür offen stehen. Auf der einen steht „Sport“, auf der anderen „Beruf“. Auf beiden „Karriere“. Aus diesem Grund arbeiten nicht nur Trainer, Physiotherapeuten und Videoanalysten mit den Talenten zusammen, sondern auch Schulkoordinatoren, Lehrer, Sportpsychologen, Leistungsdiagnostiker, Karriereplaner und Sozialpädagogen – ein enormer Aufwand für die Zukunft der anvertrauten Jungs und Mädchen.

In der TSG-Akademie hat diese Förderung eine Qualitätsstufe erreicht, die sie seit 2006 als vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum ausweist und die seit 2012 im regelmäßigen Zertifizierungsverfahren von DFB und Deutscher Fußball-Liga (DFL) mit drei Sternen, also der Bestnote, ausgezeichnet ist. Ein weiterer Beleg für die gute Talentförderung in der TSG-Akademie ist die Fritz-Walter-Medaille, die seit 2005 in Gold, Silber und Bronze an die besten deutschen Spieler der Altersklassen U17, U18 und U19 verliehen wird und die mehrfach nach Hoffenheim vergeben wurde.

Rund 50 Spieler, darunter die aktuellen TSG-Profis Christoph Baumgartner, Dennis Geiger und Stefan Posch, haben mittlerweile den Weg aus der TSG-Akademie in die Bundesliga gefunden. Ihre Porträtbilder hängen an der „Wall of Fame“ und zeigen den heutigen Talenten auf, welche Wege ihnen hier eröffnet werden können. Der Bekannteste von allen ist Niklas Süle: Nationalspieler, mehrfacher Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, WM-Teilnehmer und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2016.

„Die Internatszeit war die schönste Zeit meiner Jugend“, sagt Süle, der im Winter 2010 als 14-Jähriger zur TSG stieß. „Es war ein sehr schöner Abschnitt in meinem Leben, an den ich oft zurückdenke und über den ich ein Buch schreiben könnte. Wir hatten einerseits jede Menge Spaß, haben aber auch wie Profis trainiert und mussten nebenbei noch die Schule bewältigen. Das war nicht immer einfach und heute bin ich sehr froh, meinen Abschluss gemacht zu haben. Als ich zu den Profis hochgezogen wurde, steckte ich mitten in der Vorbereitung auf die Mittlere Reife. Die Schulkoordinatoren von Anpfiff ins Leben haben mir damals extrem geholfen, diese Doppelbelastung zu meistern, und dafür bin ich noch heute sehr dankbar.“

Stand: Juli 2021